Making Kin – Dan Dansen

Fotoserie, Digitalprints 100x150cm, 2021-2022, fortlaufend

Wie konnen wir uns angesichts von Klimakatastrophe und Entremdung neu positonieren und die Natur wieder zu unserer Wahlverwandtschaf machen?

Als nicht-binare queere Trans*-Person stellen sich fur mich Verwandtschafsverhaltnisse anders dar, als sie in der Mehrheitsgesellschaf of gedacht werden. Dort gilt ofmals nur die Herkunfsfamilie als Verwandt- schaf. In queeren Bezugen aber ist die Wahlfamilie – die Menschen, die wir um uns scharen und die uns so lieben und verstehen wie wir sind – ofmals das wirkliche Zuhause. Wir lernen fruh, dass wir Verwandtschaf radikal anders denken konnen und mussen, um in dieser Welt zu uberleben.

Making Kin weitet die Idee der Wahlfamilie aus und stellt die Frage, wie wir uns mit Elementen und Lebe- wesen dieser Erde verbinden konnen. Dabei nutze ich meine Trans*-Identtat, um die Welt neu zu struktu- rieren: In Making Kin lasse ich mich von der Natur inspirieren, um Gender und Sexualitat neu zu denken: Ei- genschafen von Elementen, Pfanzen, Landschafen und Tieren schreiben sich durch Projekton in meinen Korper ein und erganzen ihn visuell um die Dimensionen, die im heteronormatven Zwei-Geschlechter-Mo- dell unsichtbar bleiben. Dabei nutze ich meinen Korper bewußt als das, zu was er Menschen im alltaglichen Leben unbewußt dient: mein Korper wird in Making Kin zur Projektonsfache.

Making Kin verstellt den eindeutgen Blick auf den Trans*-Korper durch die Projekton und inszeniert mich als Menschen gleichzeitg als Teil der Natur. Ich gehe neue Verwandtschafsverhaltnisse ein und zeichne die radikale Verbundenheit die wir brauchen, um die Klimakatastrophe abzuwenden.

Der Struktur des Mooses entnehme ich die Weichheit, die die Grenzen von Gender und Sexualitat haben konnten, wurden wir nicht in Binaritaten denken.

Der Struktur des Heidekrauts am Waldboden entlehnt mein Geschlecht die Komplexitat und die Vielfalt, die ihm innewohnt, die aber aufgrund der heterosexuellen Matrix vereinfacht wird.

Der Struktur des Wassers und der Struktur der Algen entlehnt mein Geschlecht die Idee der Fluiditat. Ge- schlecht ist nie abgeschlossen und immer in Bewegung, so wie Wasserpfanzen im Wasser.

Die gut getarnten Fische spielen auf die Unsichtbarkeit an, die ich als nicht-binare Person im Alltag of erle- be.

Der Refexion des Wassers entlehne ich den Gedanken, dass Geschlecht immer in Bewegung ist und sich auch mit dem Standpunkt der Betrachtenden andert.

Auf diese Weise zeichne ich mich als von der Natur beeinfusst, so wie wir als Menschen auch die Natur be- einfussen. In dieser Gegenseitgkeit liegt auch die Chance, die Welt anders und nachhaltger zu gestalten. Wir machen die Welt zu unserer Familie.

Da es der Ansatz dieser Serie ist, eine marginalisierte Positon zu zeigen, habe ich das Format fur die Digital- drucke etwas großer als lebensecht gewahlt. Dies steht strategisch der Tendenz entgegen, marginalisierte Positonen zu objektvieren. So stehen die Portraits den Besucher*innen als Subjekte gegenuber, zu denen sie sich verhalten konnen.

Die Serie wurde in der Galerie NEONKUNST Berlin, der KW Randlage Galerie Worpswede, der Orangerie Neukolln Berlin und bei 48h Neukolln gezeigt, sowie zu den interdisziplinaren Kunstestvals Walking Through the Woods (Verwalterhaus der Kulturkapellen Berlin) und Sounds of Water (Kleiner Wasserspei- cher Prenzlauer Berg) ausgestellt.

 

Dan Dansen – Biografe

Dan Dansen ist davon fasziniert, dass alltägliche Momente die Widersprüche unseres Lebens ofenbaren – wenn wir nur genau hinsehen. Dan ist Berlinbasierte*r nicht-binäre*r Filmemacher*in und Künstler*in und arbeitet experimentell, dokumentarisch und fktonal. Dan ist auch passionierte*r Gärtner*in, liebt es um die Ecke zu denken und widmet sich hingebungsvoll der Aufgabe, Freude als politsche Strategie zu integrie- ren.

Dan hat Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin und Film an der Universität der Künste Berlin studiert. Als nicht-binäre Trans*-Person verwendet Dan Dansen im Deutschen kein Pronomen oder einfach: Dan.

Dan arbeitet zu queeren Themen, Gesellschafsanalyse und utopischen Perspektven. Dans Filme werden weltweit auf Festvals gezeigt, u.a. in Venezuela, Russland, Bangladesch, Mexiko, Korea, Japan und den USA. Dans letzter Spielflm Krise ist immer erzählt die Politsierung einer jungen Frau. Inmiten von (Ant-)Feminismus, Rechtspopulismus und Prekarität entsteht eine zärtliche Erzählung von Solidarität und Freundschaf zwischen der jungen Laura, ihrer besten Freundin Aylin und der Mite 60-jährigen nicht-binä- ren Trans-Person Tamara. Der Film lief bei den 54. Hofer Internatonalen Filmtagen Premiere und war unter anderem für den Förderpreis Neues Deutsches Kino und für den QueerScope Debütilmpreis nominiert.

Dans Fotografen werden genauso bei Insttutonen wie dem Museum für Fotografe Berlin, als auch in Community Orten wie der Galerie Neon Kunst gezeigt, weil Dan fest an das Potenzial der Kunst glaubt, Ge- sellschaft zu transformieren und Gemeinschaf zu stfen. Die Fotoserie Genderbashing, die Personen por- traitert, die sich als Frauen, Lesben, Trans* oder Agender verstehen und Kampfsport trainieren, wurde 2019 für den Förderpreis Junge Kunst nominiert.

2022 hat Dan mit An meine Ahn*innen – Trans*-Formatonen in Raum und Zeit die erste Solo-Performance vorgestellt: eine 60-minütge Performance für eine nicht-binäre Trans*-Person und einen Beamer. Die Per- formance beleuchtet europäische Geschichte aus der Perspektve von Trans*-Personen und geht auf die Suche nach Trans*-Ahnenschaf im Europa vor dem Zeitalter der Auflärung. Dan stand dabei als Performa- er*in auf der Bühne, führte Regie, schrieb das Buch und entwickelte eine eigens dafür kreiierte Video- und Klanginstallaton. Die Urauführung fand im Juli 2022 bei dem feministschen Projekt alpha nova & galerie futura stat, wo Performance jedoch als eine immersive Installaton präsentert wurde: Die Zuschauenden waren umschlossen von einem botanischen Garten queerer Pfanzen, die uns Sexualität und Geschlecht neu denken lassen.

Momentan arbeite Dan an dem thematsch verbundenen Experimentalflm An meine Ahn*innen – Trans*- Formatonen in Raum und Zeit, der zeitgleich mit der Performance entstanden ist.

Im Oktober wird Dans neuer Experimentalflm Survivor Manifesto – The Art of Making Kin (11 min) beim 26. Ji.hlava Internatonal Documentary Film Festval in Tschechien seine Weltpremiere feiern. Survivor Manifesto ist ein Videoessay über das Überleben: Ein Kollektv von Trauma-Überlebenden entwirf die stürmische Vision einer utopischen Gesellschaf.

 

Logo Sammlung Schirm
Tagree LOGO