Mi Corazon
2021, 120×100 cm
Brandtechnik, Graphit, Kreide, Stickerei auf Holz

Maman Brigitte
2021, 120×100 cm
Brandtechnik, Graphit, Kreide, Stickerei auf Holz

Interdependenzen
2022, 120×100 cm
Brandtechnik, Graphit, Kreide auf Holz

Die Göttin hat Dellen
2021, 120×100 cm
Brandtechnik, Graphit, Kreide, Stickerei auf Holz

Hunter Moon Hunter
2022, 60 x 40 cm
Brandtechnik, Graphit, Kreide, Stickerei auf Holz

Vom Holz
zur Form
zum Raum
zur Geschichte
und zurück
– Einblicke in Eva Baumerts Werk –
Von Ferial Nadja Karrasch
Eines Tages machte eine Göttin sich auf, das ewige Universum
zu durchqueren. Sie wanderte durch unendliche Zeiten und
Räume, durch Licht und Farbe und freute sich an der Vielfalt
des sie Umgebenden. Plötzlich streifte sie ein
vorbeifliegender Komet und als sie zur Seite wich, berührte
sie einen Stern. Die Göttin bückte sich, um einen weiteren
Zusammenprall zu vermeiden und stieß dabei mit einem
Planeten zusammen. Seither trägt die Göttin ihre Dellen
durch das Universum.
So oder ganz anders könnte die Geschichte lauten, die in dem
Werk „Die Göttin hat Dellen“ erzählt wird. Eva Baumerts
abstrakte Bilder laden dazu ein, ihre vielfältigen Elemente
zu einer assoziativen Narration zusammenzusetzen, deren
Überschriften die Werktitel sind: „Goldmarie“, „Hinter dem
Vorhang“, „Miss Universum“. Und so wie Geschichten Zeiten
und Orte miteinander verbinden, entwickeln auch Baumerts
Arbeiten eine besondere Dynamik. Bei der Betrachtung
entsteht der Eindruck, als sei es nicht das Auge, das sich
über die Bildfläche bewegt, sondern die Formen und Farben
selbst, die sich permanent verschieben, ineinander übergehen
und sich weiterentwickeln. In dieser (scheinbaren) Bewegung

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spiegelt sich der Entstehungsprozess der Arbeiten wider: Sie
entwickeln sich im ständigen Zusammenspiel mit dem
Vorhandenen. Bildträger sind dünne Sperrholzplatten, auf
deren Maserung die Künstlerin mit Graphit, Kreide und
Goldbronze, mit Brandzeichnungen, Bohrlöchern und
Stickereien reagiert. Dabei bleibt das Holz mit seinen
Eigenschaften permanent präsent und wird zu einem
wesentlichen Bestandteil der fertigen Arbeit: Die Maserungen
sind ein zugrundeliegendes Muster, aus dem heraus sich immer
neue Formen entwickeln.
Die vielen unterschiedlichen Qualitäten der Brandzeichnungen
machen deutlich: Baumert kennt die Spezifika des jeweiligen
Holzes und macht sie sich zu eigen. Die geraden, mit einem
heißen Draht gezeichneten Striche in „Miss Universum“
erinnern an eine mit hartem Bleistift erstellte Zeichnung,
während die kreisrunde Brennspur in „Goldgras“ eher an eine
Kohlezeichnung denken lässt.
Die Räumlichkeit, die ihren Werken eigen ist, erzielt die
Künstlerin durch die Kombination verschiedener Techniken: In
„Hinter dem Vorhang“ scheinen die mit dem Lötkolben
gezeichneten Formen Schatten zu werfen, sich abzuheben und
einen dahinter liegenden Bildraum freizugeben. Stellenweise
hat das Holz die aufgetragene Kreidefarbe eingezogen, so
dass der Eindruck eines sich auflösenden Striches entsteht.
Das Verlaufende, Schattenartige wird kontrastiert von dem
deckend weißen Farbauftrag in der unteren, rechten
Bildhälfte sowie von den dünnen, präzise mit heißem Draht
eingebrannten Linien und Kreisen, die an zwei Stellen mit
gelbem Faden nachgezogen wurden.

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Während „Hinter dem Vorhang“ mit der Illusion von
Dreidimensionalität spielt, wurden Brandzeichnung und
Stickerei in „Mi Corazon“ so eingesetzt, dass die Bildfläche
tatsächlich stellenweise hervor- bzw. zurücktritt: Die Fäden
heben sich deutlich von der Oberfläche ab, während der
Lötkolben tiefe Furchen im Holz hinterlassen hat.
Eva Baumert entwickelte eine Formensprache, die reduziert
und vielfältig zugleich ist, ihre Werke sind abstrakte
Formationen, zwischen deren Bildelementen sich unendlich
viele Geschichten verbergen. Das betrachtende Auge wandert
ruhelos durch die Kompositionen, bis es an den Rand, an die
Kanten der Platten trifft und von dort erneut loswandert....

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Eva Baumert

Geb. 1966 Berlin
Studium der Mathematik an der TU Berlin
Studium der Malerei an der HdK Berlin, Meisterschüler Atelierstipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft
Lehrauftrag an der Kunsthochschule Nykarleby, Finnland Förderpreis für junge Kunst, Neues Kunsthaus Ahrenshoop Katalogförderung des Berliner Senats

Ausstellungen / Beteiligungen

2022 Die Brücke Kleinmachnow Kunstverein e.V., Kunstwoche und Ausstellung 2017 Werkstatt & Kunst, Schreinerei Moser, Straubing
2016 WasserFarben, Kooperation mit S. Hoffmann, Berlin Mitte
2015 Selbstgebranntes, Berlin Mitte

Plakativ III Worpswede 2014 Plakativ II, Berlin Mitte

2013 Plakativ, München
2012 Vögel, Berlin Mitte
2006 „wishful thinking“, Galerie in der Lände, Kressbronn

“Zeitlinien”, KV Schorndorf

2005 „mamma“, Frauenmuseum Bonn im ICC Berlin, Ausstellung und Vortrag

2004 „Maschinen“, Kunstverein Hochrhein
„B2B and Back Again“, Laura Mars Grp., Berlin

„Körperbilder/Projektionen“, Shedhalle, Tübingen

„Der Ort“, Lesung zur Ausstellung von R. Wolff, 2yk Galerie Flutgraben, Berlin 2003 „blindsight“, Kunsthalle Rättvik, Schweden

2002 „Mond“, Kunstverein Bad Säckingen
„Jagdszenen“, Lesungen, Schloßmuseum Bad Kreuznach, Kunstverein Trier „mamma“, Frauenmuseum Bonn im Forum Leverkusen
„WeltModell“, Galleri Thomassen, Göteborg
Zeichnung, Pepperprojects, Berlin

2001 X-Room, Galleri Thomassen, Göteborg, Schweden „Jagdszenen“, Lesungen, Seitenflügel, Berlin

„Kunst in den Gewölben“, Kunstverein Germersheim 2000 „Buch“, KV Hochrhein, Bad Säckingen

„Berichterstattung: Für Sie Erzählt“, Micro Hall Art Center, Oldenburg
„True Illusion“, Galleri Thomassen, Göteborg, Schweden
„mamma“, Frauenmuseum Bonn in der Kommunalen Gal. Wilmersdorf, Berlin