Statement 

Meine Werke verkörpern Bewegung und Lebendigkeit. Ihre luzide Anmut widersetzt sich bewusst der spröden Schrofheit der Gegenwart und trotzt ihrem Schmerz mit Zuversicht. Meine abstrakte Malerei, die auf einer einzigartigen, selbstentwickelten Fließtechnik basiert,
erforscht prozesshaft die Verstrickungen des Individuums mit Zeit und Vergänglichkeit.

Mit Bindemitteln manipuliere ich das Wasser, das die Basis meiner Arbeit ist, bevor ich es über den Malgrund fießen lasse. Es fießt wie die Zeit mal zäh, mal rinnt es mir unaufhaltsam durch die Hände. Meine Wirkung auf dieses eigensinnige Element bleibt stets begrenzt.

Nachdem ich es mit Tinten versetze, ziehe mich zurück, werde zur Beobachterin.

Die Flüssigkeiten entwickeln ein Eigenleben,entfalten sich in grazilen Bewegungen und greifen mühelos Raum. Sie erweitern und ergänzen dabei meine Bewegungen des Farbauftrags oder spülen sie gänzlich fort. Meine Anwesenheit im Schafensprozess wird obsolet, mein Wirken vergänglich. Das Werk entwickelt sich (wie von) selbst. Ohne meine initialen Impulse jedoch wäre nichts geschehen.

Hier rücken Fragen nach den difusen Grenzen von Kontrolle und Loslassen, Bewegung und Stillstand, beständigen und füchtigen Anteilen in den Mittelpunkt meines Werks. Wo bin ich in meinem künstlerischen Werk, wie groß ist mein Einfuss, Wie wichtig meine Anwesenheit im Schafensprozess – und überhaupt? Was bleibt von mir, was wird fortgespült?

Hat sich auch das Wasser einmal verfüchtigt, erstarren die Bewegungen zu einem statischen Abbild des Geschehens. Die Transparenz der Farben erinnert an seine vergangene Präsenz, ihr Glanz und ihre Strahlkraft aber weisen voller Zuversicht voraus. Es sind die Schnittstellen von Erinnerung,Projektion, Rückschau und Ausblick, die mich faszinieren.

Die Dynamik meiner Arbeiten fießt ufer- und ankerlos durch Raum und Zeit. Sie reicht hinein in dieGegenwart der Betrachtung, wo sie als Nachruf auf die längst vergangene Bewegung des schöpferischen Prozesses verweilt.

Meine analoge Malerei collagiere ich mit Videoarbeiten, die ich im Ausstellungskontext als großformatige Projektion oder Augmented Reality inszeniere.

Meine Hirntumorerkrankung und die Arbeit in meinem Atelier, einer ehemaligen Friedhofskapelle, spannen das thematische Feld (Vergänglichkeit, Veränderung) meiner fuiden Malweise. Ästhetisch prägen visuelle Erfahrungen, die infolge der Tumorresektion auftraten, sogenannte Sensationen – bewegte, farbintensive optische Reize – meine abstrakten Gemälde und Videos. Derzeit arbeite ich an einem Projekt mit dem Arbeitstitel „Raumforderung“, dass sich der Kombination meiner Malerei und Videoinstallationen mit meinen Aufzeichnungen aus der Zeit um Diagnose, OP und Therapien widmet. Darunter Tonaufnahmen, persönliche Notizen, soziologische Betrachtungen (teilnehmende Beobachtung) und wissenschaftliche Literatur.

Der Kontrast zwischen meinen luziden, farbintensiven Werken und der zunächst unsichtbaren Vanitas-Thematik macht dieses Vorhaben mit dem Arbeitstitel „Raumforderung“ – neben gesellschaftlichen Fragen um Behinderung und Krankheit – gleichermaßen herausfordernd wie reizvoll..

 

CV 

Geb. 1983, Leer (Ostfriesland), wohnhaft in Berlin seit 2009 2001

Assistenz Atelier J. Böke, Leer

2009
M.A. Politologie und Germanistik, Oldenburg

2010 –16

Freiberufliche Sozialforschung (u.a. für BPB, BMFSFJ; Sinus Institut, Viadrina Universität)

2017
Berufliche Neuorientierung nach Hirntumorerkrankung

2018

Workshopleitung, Malsalon, Berlin: abstrakter Expressionismus, Actionpainting, Aquarell

2019
Gründung ArtWerk, Atelier- und Ausstellungsraum mit Workshopangebot, Berlin

2020
Kuration/ Gastgeberin „Aggregatzustände“, Gruppenausstellung fem*art-Kollektiv, ArtWerk, Berlin, Deutschland

„Vogelperspektiven“,Einzelausstellung, städtische Bibliotheken, Berlin, Deutschland „The Art of Distancing“, Gruppenausstellung, Z-Contemporary; Hamburg, Deutschland

2021
Künstlerin der Inselgalerie, Berlin

„Elysium“, Einzelausstellung zum Tag des offenen Denkmals in ehemaliger Friedhofskapelle des Architekten Georg Heinrichs, Berlin, Deutschland

„Morgen“, Gruppenausstellung, Inselgalerie, Berlin, Deutschland

„Love abstract“, virtuelle Gruppenausstellung, Cool Art Movement, Rom, Italien

2022
Kooptierung als Vorstandsmitglied Xanthippe e.V. (Inselgalerie)

Kuration/ Gastgeberin “Beyond Paradise“, Gruppenausstellung, ArtWerk, Berlin

„Holy Fluff“, Supermarket Art Fair, Messebeteiligung, mit Kim Dotty Hachmann und Matthias Roth, (top artitstinitiatives Berlin), Stockholm, Schweden

„Fresh Legs“, Gruppenausstellung Inselgalerie, Berlin, Deutschland
„Beyond Paradise“ Gruppenausstellung, ArtWerk, Berlin, Deutschland
„100 under 100 – silent auction“, Gruppenausstellung, Studiobaustelle, Berlin, Deutschland

geplant November / Dezember 2022: Einzelausstellung „Visual Cortex Circus“ Kreativ Gesellschaft Hamburg; „Lebenslust“ (Arbeitstitel), Gruppenausstellung Kunsthalle Brennabor

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